Titel:
Anna im blutroten Kleid
Originaltitel:
Anna dressed in Blood
Autor:
Kendare Blake
Seiten: 384
Verlag: Heyne fliegt
Preis: 8,99€ (Taschenbuch)
Kurzbeschreibung
Manche Geister sollte man nicht sich selbst überlassen
Gestaltung
Die Originalgestaltung wurde beibehalten, was, wie ich finde, eine sehr gute Entscheidung gewesen ist. Die ganze Atmosphäre, die durch das Grau sehr gruselig und vor allem sehr herbstlich aussieht, lässt einen schon auf den Inhalt des Buches schließen. Besonders der Nebel unterstreicht nochmal das Haupthandlungsthema des Buches und ist sehr passend.
Anna schwarzes Haar bildet den einzigen starken Kontrast und sticht sehr heraus. Und auch das Haus wurde mit abgebildet, was im Buch einen sehr wichtigen Handlungsort darstellt.
Alles in allem hätte es kaum ein passenderes Cover geben können, sowohl optisch, als auch handlungsbezogen.
Meine Meinung
Anna im blutroten Kleid war anders als ich es erwartet hatte.
Es war nicht nur gruselig sondern auch ziemlich brutal! Die Autorin ist nicht zimperlich und räumt einige Figuren aus dem Weg und beschreibt die blutigen Angelegenheiten doch sehr genau. Ich hatte gedacht, dass mehr auf Grusel gesetzt werden würde als auf Brutalität, aber Beides zusammen macht eine ziemlich glaubhafte Mischung. Mir sind besonders bei den Geschichten der Geister immer wieder Schauer über den Rücken gekrochen und es war keine weise Entscheidung dieses Buch an einem Abend zu beginnen. Ich kann nur empfehlen dieses Buch im Hellen zu lesen, da es eindeutig angenehmer ist, wenn man nicht so starke Nerven für gruselige Angelegenheiten hat.
Das Buch ist in der ersten Person geschrieben und ich habe immer ein wenig Probleme mit der 1. Erzählperson, da ich die 3. Person bevorzuge, aber nach ein paar Kapiteln war ich doch recht schnell in der Geschichte drin, denn so sehr ich gruselige Sachen fürchte, so sehr interessierte mich die Hintergrundgeschichte von Anna.
Man hat jedoch noch mehr bekommen als nur Annas Vergangenheit, da das Buch gleich mit einer Geisterjagd beginnt und einem die Umstände des "Geistseins" sehr genau erläutert. Auch Cas' Vergangenheit spielt eine große Rolle. Er jagt seit unzähligen Monaten den Geist, der sienen Vater auf dem Gewissen hat und seine ganzen Geisterjagden haben lediglich ein Ziel: Er will diesen bestimmten Geist schlussendlich finden und sich für den Mord an seinem Vater rächen. Da ist es klar, dass man keine entspannte Kindheit hatte und es erklärt den eher zurückgezogenen Charakter unseres Hauptprotagonisten.
Cas als Charakter und Erzähler ist auf jeden Fall eine Bereicherung für den Leser. Er ist sehr realistisch, humorvoll und mutig! Seine trockenen Reaktionen haben mich öfters zum Schmunzeln gebracht. Er ist erwachsener als seine gleichaltrigen Mitmenschen, hat dafür jedoch auch einige Schwächen. Denn obwohl er es nicht zugibt, bekommt man als Leser das Gefühl, dass er sich Freunde wünscht. Da seine Arbeit und soziale Kontakte sich nicht vereinen lassen, hat er keine Absichten Freunde zu machen und "benutzt" seine Mitmenschen nur um an Informationen zu kommen. Anfangs jedenfalls, denn im Laufe des Buches schließt er mit Carmel, dem beliebtesten Mädchen der Schule, und Thomas, einem merkwürdigen Jungen mit übernatürlichen Kräften, Freundschaft.
Man sieht durchaus eine Weiterentwicklung in Cas, da er sich um seine Freunde sorgt, aber sie auch mit der Zeit immer mehr akzeptiert und nicht mehr wegstößt, wenn er mal wieder auf Geisterjagd geht.
Carmel und Thomas dagegen scheinen zuerst sehr stereotypische Charaktere zu sein. Die Highschoolkönigin und der Nerd. Jedoch verändert die Begegneung mit Cas sie genauso wie sie Cas verändern. Und auch die schaurigen Ereignisse, wie der Tod eines Freundes erschüttert Carmel sehr. Man merkt deutlich, dass Menschen sobald ihnen etwas Schlimmes zustößt ungeahnte Tiefen entwickeln und das trifft hier voll zu! Mit der Zeit sind sie mir immer mehr ans Herz gewachsen, trotz der leichten Antipathie, die ich anfangs noch gehegt hatte, da ich gedacht hatte, sie würden keine weitere bedeutende Rolle mehr spielen.
Der Storyverlauf war recht ungewöhnlich, da man vom Klappentext davon ausgeht, dass das einzige Ziel des Buches ist Anna zu töten. Dennoch geht es hin und her. Und vor allem geht es um mehr als um Anna, was jedoch erst später klar wird. Mit dem Ende hätte ich so nicht mehr gerechnet, da es doch recht überraschend kam und einem die Dimensionen der Geisterwelt erst wirklich klar offenlegt.
Was mir so ein bisschen gefehlt hat, waren die Details. Warum ist Cas ein Geisterjäger; wie äußert sich das in seinen Genen oder ist es eine psychische Begabung? Zudem hätte ich mir noch mehr Flashbacks in Annas Leben gewünscht, da die vorhandenen zwar die grundlegenden Fragen geklärt haben, aber weitere hätten Annas Wesen in der Vergangenheit gut erklären können oder wie sie früher war, was sie gern getan hat und ähnliche Vorlieben, da Anna zwar sehr interessant als Charakter, aber dennoch ein wenig zu eindimensional dargestellt war. Man kannte lediglich zwei Seiten an ihr: Den rachsüchtigen Geist und das liebe, verletzliche Mädchen. Mehr von ihrer Vergangenheit hätte auch erklären können, warum Cas so verzaubert von ihr gewesen ist, denn dies hat sich mir ebenfalls nicht so ganz erschlossen.
Fazit
Ein gruseliges und auch sehr brutales Buch, das durch seine Spannung und den Humor des Hauptcharakters lebt. Es war trotz allem nicht zu viel Grusel, so dass ich als eigentlicher "Anti-Horror"-Mensch es mit nicht zu viel Angst beenden konnte. Die Mischung stimmte einfach und auch, wenn das Buch noch einige Stellen hatte, die ein wenig mehr hätten hergeben können, als sie es tatsächlich getan haben, gebe ich eine eindeutige Leseempfehlung, da die Spannung diese kleinen Fehlerchen wieder wett macht.
Bewertung
4/5 Punkten
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Ich danke vielmals dem Heyne fliegt-Verlag für die Bereitstellung dieses Exemplares von "Anna im blutroten Kleid"
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Ich danke vielmals dem Heyne fliegt-Verlag für die Bereitstellung dieses Exemplares von "Anna im blutroten Kleid"
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