Titel:
Anna Karenina
Originaltitel:
Анна Каренина
Autor:
Leo Tolstoi
Seiten: 1205
Verlag: Insel Taschenbuch
Preis: 12,99€ (Taschenbuch)
Kurzbeschreibung
Anna, die schöne Frau des hohen zaristischen Beamten Karenin, verliebt sich leidenschaftlich in den leichtlebigen Grafen Wronski, der ihr Gefühl aufrichtig erwidert. Anna verlässt ihren Mann, bekennt sich offen zu ihrer Liebe. Geächtet von der Gesellschaft, beginnt Anna einen verzweifelten Kampf um ihren Sohn, den sie dem kaltherzigen Karenin überlassen musste. Tolstoi hat mit diesem Werk einen der berühmtesten und schönsten Liebes- und Gesellschaftsromane der Weltliteratur geschaffen.
Meine Meinung
"Anna Karenina - eine der bedeutendsten und schönsten Liebesgeschichten."
So wird das Buch gepriesen und wäre es nur um Anna gegangen, könnte ich diesem Statement schon mehr zustimmen als es jetzt der Fall ist.
Ja ihr habt richtig gelesen; es gibt mehr als eine Hauptfigur. Das Buch wird zwar aus vielen Perspektiven erzählt, aber diesen konstanten Erzählmodus hat, neben Anna, nur noch Lewin, der das Leben auf dem Lange verehrt und mit der Stadt und deren Gebräuchen nicht viel anfangen kann.
Es fühlte sich so an als ob das Buch eher Lewin gewidmet wäre als Anna. Er wird vor ihr in die Geschichte eingeführt, sein Schicksal wendet sich im Gegensatz zu Annas zum Guten und ihm sind auch die letzten Kapitel des Buches gewidmet.
Lewin war mir sehr unsympathisch und obwohl alle Sichtweisen nötig waren um die Geschichte aufgrund des kompliziertes Beziehungsgewebes zu verknüpfen, so habe ich seine leider so zahlreichen Kapitel doch mit der wenigsten Freude gelesen. Mir ist immer noch nicht ganz klar, was genau er in einem Buch, das "Anna Karenina" heißt, zu suchen hat, obwohl er Anna im gesamten Buch nur einmal begegnet und das ganz am Ende! Es kommt mir so vor als hätte Tolstoi ein Sprachrohr gebraucht hat mit der er all seine Ideale und seine einmaligen Wertanschauungen der Welt verkünden konnte. Es wurde nie explizit gesagt, aber es war eindeutig, dass Lewin sich all den anderen Charakteren überlegen fühlte, was ihn mir gerade zu verhasst gemacht hat!
Kommen wir nun zu Annas Geschichte über die es mehr Erfreuliches zu sagen gibt.
Sie ist eine faszinierende Figur. Fröhlich, aufgeschlossen und sich ihrer Wirkung auf Andere völlig bewusst. Es war wirklich schön einmal von einer allseits bewunderten Frau zu lesen, die das auch verdient hat und vor allem, wo man diese Verehrung nachvollziehen kann!
Wronskijs Bewunderung wird schnell zu Liebe, doch Anna ist verheiratet und hat einen Sohn. Sie würde aus der Gesellschaft ausgestoßen werden, würde sie sich zu Wronskij bekennen, doch genau das tut sie nach einiger Zeit.
Trotz dieses Bekenntnisses geht für Anna und Wronskij nicht alles glatt und so ernüchternd es auch war, so realistisch wurden auch so die schlechten Seiten dieser Liebesbeziehung dargestellt. Es ist nicht durchweg diese alles verzehrende Liebe, die Anna und Wronskij verleben; es gibt einiges Hin und Her und auch Ernüchterungen auf beiden Seiten. Ich war an einigen Stellen überzeugt, dass jetzt der Punkt kommt, an dem Anna und Wronskij Schluss machen, doch ehrlich gesagt hätte selbst das nicht so eine Wucht gehabt, wie das tatsächliche Ende.
Doch ich denke gerade diese Realitätsnähe macht das Buch so anziehend auch noch Jahrzehnte nachdem es geschrieben wurde.
Der Schreibstil war für einen Klassiker wirklich sehr angenehm und auch der Handlungsort hat mir super gefallen, da ich ein großer Russland Fan bin.
Fazit
Ohne Lewins Sichtweise hätte mir das Buch noch um einiges besser gefallen, doch man sollte sich auf die positiven Dinge beziehen.
Anna Karenina hält alles was die Kurzbeschreibung hinsichtlich der Liebesgeschichte verspricht und gibt einem dazu noch viel tiefere Einblicke in z.B. Russlands Politik.
Ich werde mich wohl in Zukunft wohl noch öfter nach russischer Literatur umsehen
Wertung
3/5 Punkten
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